Curzio Malaparte schrieb: „Ich stelle mich ans Fenster und wenn ich mich dann etwas seitlich hinauslehne, dann zeigt sich mir die marmorne Fassade des Doms mit ihren weißen und grünen Streifen, der Kanzel des Michelozzo und des Donatello, die wie ein Nest an der Ecke der Fassade hängt und der schöne Glockenturm, der dem Glockenturm des Giotto als Modell diente“.
So beschrieb der Autor mit scharfem Blick die Kathedrale von Santo Stefano, den Dom von Prato, und schaffte es die interessantesten Elemente zu erfassen: die Fassade, die Bichromie des Alberlese- und Serpentinogesteins, die außenstehende Kanzel, den Glockenturm und die Verwendung großer Mengen des grünen Marmors von Prato, das typische Gestein des Monte Ferrato, das auch in den großen romanischen und gotischen Bauwerken des Mittelalters zur Verwendung kam.
Die ersten Unterlagen, welche die Existenz des Kirchengebäudes belegen, stammten aus dem Jahr 994. Der auf der heutigen Piazza del Duomo errichtete Dom entwickelte sich dann parallel zur Stadt und wurde im 12. und im 13. Jahrhundert mit dem Eingriff des Meisters Guidetto, Marmorsteinmetz des Doms von Lucca, erweitert.
Der von Guidetto entworfene Kirchturm wurde im 13. Jahrhundert erbaut, während die Kapelle der Sacra Cintola im 14. Jahrhundert errichtet wurde. In ihr befindet sich die Reliquie, die Maria dem heiligen Thomas bei ihrer Himmelfahrt übergab. Es handelt sich um ein Symbol der Autonomie der Stadt - so wird der „sakrale Gürtel“ einmal im Jahr den Gläubigen gezeigt (und zwar auf feierliche Weise am 8. September), einem Ritual folgend, welches von den Gemeindestatuten, die auf dem Altar aufbewahrt werden, über dem sich die Marmorstatue des Giovanni Pisano befindet, festgelegt wird.
Im Jahre 1386 wurde mit dem Bau der jetzigen Fassade begonnen. Diese wurde so vor die Ältere gebaut, dass zwischen den beiden ein Zwischenraum entstand und man durch den so entstandenen Flur zur externen Kanzel, einem Werk des Donatello und des Michelozzo, gelangen konnte.
Zu den bedeutenden Werken, die im Dom von Prato aufbewahrt werden, gehört das hölzerne Kruzifix des Giovanni Pisano, ein siebenarmiges Bronzekandelaber, einem Werk des Maso Bartolomeo und das große Querschiff, das einige sehr bedeutenden Freskenzyklen besitzt, wie zum Beispiel die Geschichten des Paolo Uccello über die Jungfrau und den Heiligen Stephan und die Geschichte des Filippo Lippi über den Heiligen Stephan und Johannes den Täufer, die zu den wichtigsten Werken der Renaissance gehören. Einen besonderen Bekanntschaftsgrad hat hier der Tanz der Salome, der während einem prunkvollen Festmahl im Stil der Renaissance stattfindet.