Das Museo della Specola, das zum Museumssystem der Universität Florenz gehört, ist eines der ältesten Wissenschaftsmuseen und das erste Beispiel in Europa für eine wissenschaftliche Einrichtung, die allen offensteht, ohne Einschränkungen hinsichtlich Herkunft, Geschlecht oder Gesellschaftsschicht: eine Vorstellung von „Museum“, die der heutigen Vision um fast zwei Jahrhunderte vorausgeht.
Das Museum wurde vom Großherzog Leopold II. am 21. Februar 1775 als Kaiserliches und Königliches Museum für Physik und Naturgeschichte gegründet. Die Medici-Sammlungen von Fossilien, Tieren, Mineralien und exotischen Pflanzen sowie eine unglaubliche Sammlung von anatomischen Wachsmodellen wurden hier zusammengetragen.
Das Museum, das im historischen Palazzo Bini Torrigiani, nur einen Steinwurf von der Piazza Pitti entfernt, untergebracht ist, hat im Februar 2024 nach langwierigen und umfassenden Sanierungs-, Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten wiedereröffnet.
Im ersten Stock befinden sich die Vitrinen, die einen (kleinen) Teil der riesigen zoologischen Sammlung enthalten, die mehr als 4 Millionen Exemplare aus der ganzen Welt umfasst, darunter auch heute ausgestorbene Arten, mit zahlreichen Exemplaren von beachtlichem wissenschaftlichen und historischen Interesse. Die zoologische Abteilung umfasst 23 Säle und die Ausstellung ist in der traditionellen Form eines Museums aufgebaut.
Zu den Raritäten gehören: Riesenschildkröten von den Galapagos-Inseln, ein mumifiziertes Krokodil aus dem alten Ägypten, das 1828-29 nach Florenz kam, der Abguss eines japanischen Riesensalamanders, der von 1875 bis 1918 im Museum lebte, eine enorme Vielfalt an Fischen und Vögeln sowie ein Breitmaulnashorn. Unter den Kuriositäten ist sicher das Nilpferd von Boboli zu nennen, ein exotisches Geschenk an den Großherzog. Das Tier verbrachte mehrere Jahre seines Lebens in den Boboli-Gärten und wurde nach seinem Tod von Handwerkern, die nur eine ungefähre Vorstellung von den Merkmalen dieser Tierart hatten, auf recht fantasievolle Weise ausgestopft.
Das Museo della Specola ist international für seine Sammlung von anatomischen Wachsmodellen bekannt, eine weltweit einzigartige Sammlung, was das Alter, den Umfang und die Wahrhaftigkeit der Modelle anbelangt, die im Laufe eines Jahrhunderts von der 1771 im Museum eingerichteten Werkstatt für Ceroplastik hergestellt wurden, um Anatomie dreidimensional zu lehren, ohne immer auf das Sezieren von Leichen zurückgreifen zu müssen
Die rund 1400 Werke werden in einer museographischen Anordnung präsentiert, die seit dem 18. Jahrhundert praktisch unverändert geblieben ist, und von Zeichnungen und didaktischen Hilfsmitteln von Hand erfahrener Zeichnern und Kalligraphen begleitet.
Im Erdgeschoss wurde die neue Abteilung für Mineralogie eingerichtet, die in Form eines Rundgangs die Entstehung von Mineralien, ihre Veränderlichkeit und die chemischen und physikalischen Eigenschaften, für die sie von den Menschen genutzt werden, dokumentiert.
Hier kann man auch die Medici-Sammlung von bearbeiteten Steinen in ihrer ganzen Schönheit bewundern, mit Meisterwerken, die Lorenzo dem Prächtigen gehörten.
Eine weitere Neuheit ist der neue Rundgang, der der florentinischen Sammlung botanischer Wachsmodelle gewidmet ist, die nach mehr als einem Jahrhundert wieder besichtigt werden kann: Pflanzen, Früchte und Tafeln zur Pflanzenanatomie, Histologie und Pathologie von außergewöhnlichem Realismus und außerordentlicher Schönheit.
Der Rundgang (mit dem Namen „Kunst und Wissenschaft“) umfasst auch die allegorischen Barocktheater von Giulio Gaetano Zumbo, Stillleben von Bartolomeo Bimbi, zwei anatomische Statuen aus Holz und eine aus Pappmaché sowie Werke aus Glas, Gips und anderen Materialien.
Im Erdgeschoss befindet sich der Salone degli Scheletri: ein Ausstellungsraum aus dem frühen 19. Jahrhundert, in dem die 3.000 Exponate der osteologischen Sammlung untergebracht sind, hauptsächlich Säugetiere, darunter einige Raritäten wie das große Skelett eines asiatischen Elefanten, der 1655 lebend in Florenz ankam.
Im Inneren des Museums befindet sich auch ein ganz besonderer Raum, ein seltenes Beispiel für die spätklassizistische florentinische Architektur: die Tribuna di Galileo, die 1841 von dem Architekten Giuseppe Martelli entworfen und gebaut wurde, um das Andenken an den großen toskanischen Wissenschaftler zu ehren und einige seiner Instrumente unterzubringen.
Und schließlich der Astronomische Turm, der um 1789 von Niccolò Maria Gaspero Paoletti entworfen wurde und bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb war. Im Fußboden des Sonnenuhrensaals oder Storchensaals befindet sich die Sonnenuhr aus Marmor, Kupfer, Silber und Stuckmarmor aus dem Jahr 1784, die immer noch funktionstüchtig ist. Von den acht Fenstern des oberen achteckigen Saals aus kann man einen 360-Grad-Blick auf Florenz genießen.
Informationen zu Eintrittskarten und Reservierungen finden Sie auf der Website des Museums (einige Rundgänge sind nur nach Reservierung und mit Führung möglich).
Informationen zur Barrierefreiheit: feelflorence.it