Der Palazzo Pfanner ist eine elegante Renaissance-Residenz im Altstadtzentrum von Lucca, nicht weit entfernt von den Stadtmauern und den mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Im Laufe ihrer Geschichte ging die Villa von Familie zu Familie über: Sie wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Auftrag der Familie Moriconi - reiche Seidenhändler - erbaut, wurde aber wegen eines plötzlichen wirtschaftlichen Misserfolgs bald verkauft und ging 1680 in den Besitz der Familie Controni über. Erst später ging das Haus in den Besitz der Familie Pfanner über.
Nachdem die Familie Contorni den Palast erworben hatte, begannen die Ausbauarbeiten an dem Gebäude. Die monumentale Steintreppe, die zum Hauptsaal führt, wurde wahrscheinlich von Domenico Martinelli entworfen, einem Architekten, der für seine Arbeiten im Ausland, insbesondere in Wien und Prag, bekannt war. Die reich geschmückten Räume der Villa sind mit Fresken und perspektivische Quadraturmalerei geziert.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Filippo Juvarra mit der Neugestaltung der Außenbereiche betraut und verwandelte sie in einen wunderschönen italienischen Barockgarten: Linear verlaufende Wege trennen die verschiedenen Bereiche des Gartens, die in geometrischen Formen angelegt sind. Im Inneren finden sich saisonale und jahrhundertealte Pflanzen, Bäume, Blumen, ein Zitronenhaus und ein Bambushain. Ein Brunnen ragt aus der grünen Vegetation hervor, ebenso wie zahlreiche Statuen, die von der griechischen Mythologie inspiriert sind.
Der Verwendungszweck des Gebäudes änderte sich um die Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der österreichische Bierbrauer Felix Pfanner hier die erste Brauerei des Herzogtums Lucca und eine der ersten Brauereien Italiens einrichtete und nach und nach die gesamte Residenz erwarb, wobei er im Garten Versammlungen und Verkostungen organisierte.
Die Brauerei schloss 1929 ihre Pforten, das Gebäude aber blieb - und ist immer noch - im Besitz der Familie Pfanner. Von den Sälen, die besichtigt werden können, beherbergen einige eine Dauerausstellung, im Rahmen derer medizinische und chirurgische Instrumente aus dem Besitz des italienischen Arztes und Politikers Pietro Pfanner gezeigt werden, während der Garten einen herrlichen Blick auf den Glockenturm der Basilika San Frediano bietet.
Der Palazzo Pfanner und sein Garten dienten aufgrund starken szenografischen Wirkung mehrfach als Filmkulisse, so zum Beispiel in den Filmen Il Marchese del Grillo (Mario Monicelli, 1981) und Portrait of a Lady (Jane Campion, 1996).