Die Piazza Pio II in Pienza ist einer der bedeutendsten Persönlichkeiten gewidmet, die die Geschichte dieser Gegend des Val d’Orcia geprägt haben: Enea Silvio Piccolomini und späterer Papst Pius II. 1462 beauftragte er den Architekten Bernardo Rossellino, das mittelalterliche Städtchen Corsignano, seinen Geburtsort, in eine ideale Stadt zu verwandeln. Ausgehend von der trapezförmigen Umgestaltung des mit einem Fischgrätenmuster belegten Platzes, setzte der Architekt anhand einer klaren rationalen und perspektivischen Anordnung von Bauten und Freiräumen die stadtplanerischen Vorstellungen der Renaissance virtuos um.
Alle den Platz einfassenden Bauwerke wurden zwischen 1459 und 1462 von Bernardo Rossellino nach den geltenden Regeln der Harmonie- und Proportionslehre erbaut: Die an der Stelle der alten Pfarrkirche errichtete Kathedrale Santa Maria Assunta verbindet mit ihrer klar strukturierten Travertinfassade und dem schrägen, an Franziskanerkirchen erinnernden Dach harmonisch Gotik und Renaissance. Im Inneren befinden sich mehrere wertvolle Gemälde, darunter die Assunzione (Mariä Himmelfahrt) vom Vecchietta und die Thronende Madonna mit dem Kind zwischen den Hl. Matthäus und Johannes. Auf dem Tympanon der Fassade hebt sich das von einer Fruchtgirlande umfasste Wappen der Piccolomini ab.
Auf der linken Seite steht der Palazzo Borgia, den Papst Pius II. Kardinal Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI., übergab und, der heute das Diözesanmuseum beherbergt. Auf dem Platz befindet sich auch der Palazzo Comunale (das Rathaus) mit seinem breiten, niedrigen Turm, der ein wertvolles Fresko der Schule von Siena aus dem 15. Jahrhundert bewahrt, das die Madonna mit dem Kind und den Gönnern Stadt darstellt. Erwähnenswert ist weiterhin der Palazzo degli Ammannati, an der Ecke zum Corso Rossellino.