Das Santuario della Madonna delle Grazie oder della Madonna del Sasso (die Wahlfahrtskirche der Madonna delle Grazie oder „Madonna del Sasso“) in Pontassieve befindet sich in herrlicher Panoramalage: Wie auf einer Terrasse kann man hier aus das Valdarno und das Val di Sieve überblicken. Sie ist ein Ort der Andacht, der bereits in der Antike bestand. Im frühen Mittelalter wurden einige der Höhlen in der Gegend zu Einsiedeleien. An einem der Tabernakel, die zur Zeit der Einsiedler errichtet wurden, erschien die Jungfrau Maria zwischen 1484 und 1485 mehrmals einer Hirtin. Die daraufhin einsetzende Verehrung führte zunächst zum Bau einer kleinen Andachtskapelle und später, mit zunehmender Pilgerschaft, zwischen dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts zur Errichtung einer großen Wahlfahrtskirche. Zum Ende des 16. Jahrhunderts wurde die gesamte Anlage durch eine Mauer umschlossen, während das Bauwerk im 17. Jahrhundert durch einen schönen, offenen Bogengang zum Schutz der Pilger vervollständigt wurde.
In der Kirche kann man den großen Hochaltar von 1504 bewundern, der einem Schüler von Sansovino zugeschrieben wird. In zwei kleinen Nischen aufgestellte Holzstatuen stellen auf der einen Seite die Seherin Eletta Ricovera (eine der Hirtinnen) dar, auf der anderen ihren Vater, der bei der ersten Erscheinung der Jungfrau Marie wie durch ein Wunder geheilt wurde. Unter dem Hauptaltar ist der Stein aufbewahrt, an dem die Hirtinnen der Legende nach die Madonna gesehen haben sollen. In der Kirche kann man weitere Werke bewundern, wie die Madonna mit Heiligen (Madonna con santi) von Jacobo Vignali (1621) und die Überführung des Heiligen Josef (Transito di San Giuseppe) eines unbekannten Künstlers des 17. Jahrhunderts. Auf der rechten Seite sieht man den Heiligen Isidor eines ebenfalls unbekannten Malers aus dem 17. Jahrhundert und eine Kreuzigung (Crocifissione) von Velio (1600).
Eine Treppe führt zur unteren Andachtskapelle, mit dem verehrten Bild der Madonna delle Grazie, dem Tabernakel des Einsiedlers mit dem Felsen der Erscheinungen, der Quelle des Romito und schließlich der Zelle des Heiligen Andreas.