In der Toskana ist das Handwerk eine Kunst, die Erfahrung und Experimentierfreude vereint. Kreativität, Sinn für Schönheit und Kunstfertigkeit bringen Gebrauchsgegenstände hervor, bei deren Fertigung Raffinesse und Materialien erlesener Qualität zum Einsatz kommen. In jeder toskanischen Stadt findet man einzigartige Schätze, für deren Herstellung lokale Rohstoffe verwendet werden, die das harmonische Gleichgewicht mit der umgebenden Landschaft zum Ausdruck bringen.
Begleiten Sie uns auf diesem Ausflug zu den bekanntesten und gefragtesten Handwerksprodukten der Toskana, bei dem Sie viel Wissenswertes erfahren, mit einem Abstecher in die Geschichte. Kommen Sie mit zu vielfarbiger Keramik, Wollproduktion und Düften mit langer Tradition.
Die Geschichte von Montelupo Fiorentino ist eng mit der Keramik verbunden. Ab dem 14. Jahrhundert konzentriert sich die Handwerkskunst der Kleinstadt auf Majoliken nach hispanisch-maurischem Vorbild, mit Dekorationen, bei denen Blau- und Grüntöne vorherrschen. Die kunstvolle Produktion umfasst Teller, Schüsseln und vieles mehr.
Die Verarbeitung von Ton ist auf die reichhaltigen Vorkommen dieses Rohstoffs am Ufer des Arno in Montelupo zurückzuführen Auch heute noch ist die Keramikkunst lebendig und kann in den Werkstätten bewundert werden, aber auch im Keramikmuseum. Es besitzt eine eindrucksvolle Sammlung mit mehr als 1000 Exponaten, die aus der Zeit vom späten 13. bis zum 18.Jahrhundert stammen.
Der Panno Casentino ist ein traditioneller Wollstoff mit langer Geschichte. Er wird gewalkt, das heißt, gefilzt, und angeraut, so dass er wasserundurchlässig und sehr robust ist. Aufgrund dieser Eigenschaften war er einst vor allem bei Schäfern, Waldarbeitern und all jenen beliebt, die im Freien arbeiteten und im Winter kalten Temperaturen ausgesetzt waren.
Ab dem Ende des 19.Jahrhunderts begann man, Männerjacken und -mäntel aus dem Panno Casentino zu schneidern, während heute moderne, elegante Kleidungsstücke aus ihm gefertigt werden, in einer Farbpalette, die von Braun über Orange bis zu Grün reicht.
Colle Val d'Elsa ist so etwas wie das Böhmen Italiens: Die Kristallglasproduktion ist Zeugnis einer alten, raffinierten Handwerkskunst. 1820 gründet Francesco Mathis eine Kristallglasfabrik, die bei seinem Tod von Giovan Battista Schmid gekauft wird. Gläser, Flaschen, Elemente für Lüster und Lampen, Artikel für Apotheken und Gebrauchsgegenstände wurden in monatelanger Arbeit von Glasermeistern geschaffen, die lokale Rohstoffe verwendeten.
Heute wird in Colle Val d’Elsa 95 % des italienischen Kristallglases hergestellt. Im Museo del Cristallo können Sie die raffinierten Produkte der Glaskunst bewundern, darunter ein "Glaswald".
Seit Jahrhunderten schützen Hüte die Menschen vor Kälte und Hitze. In den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts begann man in Signa, Weizen nicht für die Ernährung, sondern für die Produktion von Strohhüten anzubauen, eine revolutionäre Idee, durch die das Umland von Florenz zum wichtigsten Produktionsgebiet für dieses Accessoires im gesamten Abendland wurde. Die auch Leghorn genannten Hüte (nach der englischen Bezeichnung für Livorno, wo sie eingeschifft wurden) waren in der ganzen Welt berühmt.
Die Anfänge machte Domenico Michelacci, der Timilia-Hartweizen eng aussäte und ihn einbrachte, bevor er ganz reif war. Die Halme wuchsen, auf der Suche nach Sonnenlicht, in die Höhe, wodurch sie ein längeres und weicheres Stroh ergaben, das sich gut flechten ließ und eine schöne goldene, gleichmäßige Farbe hatte.
Im Strohhutmuseum sind Arbeitsgeräte, Dokumente und Fotografien zu sehen, die den Anbau und die Verarbeitung des Strohs bezeugen, aus dem Hüte und Modeaccessoires geschaffen wurden.
In Volterra wird seit der Zeit der Etrusker ein weißer Stein verarbeitet, der sehr viel formbarer als der harte Marmor ist.
Alabaster eignet sich aufgrund dieser Merkmale besonders gut für detailreiche Schmuckmotive und ist mit seiner Schönheit charakteristisch für die lokale Kultur und ihre Handwerkskunst.
Die Verarbeitung beginnt mit dem Entwurf und einer Zeichnung, die dem Handwerker übergeben wird, der sie mit Hilfe seines Handwerkszeugs, Meißel und elektrische Geräte wie Fräse und Schleifmaschine, Wirklichkeit werden lässt. So entstehen ganz unterschiedliche dekorative Gegenstände, von Lampen und Leuchten über Schachbretter und Statuetten.
Im Ecomuseo di Volterra können Sie archäologische Fundstücke und Gegenstände aus Alabaster bewundern.
Die Produktion von hochwertigen Textilien spielte ab dem Mittelalter eine wesentliche Rolle für das Wirtschaftswachstum von Prato. Ab dem 19. Jahrhundert gingen aus der Weiterentwicklung dieses Industriezweigs zudem, neben den kunstvollen Produkten, auch maßgebliche technologische Fortschritte hervor.
Die Textilproduktion und ihre Geschichte dokumentiert das Textilmuseum. In der Historischen Sammlung sind neben koptischen und prekolumbianischen Textilfragmenten auch mittelalterliche Exponate und venezianischer und florentinischer Samt aus der Renaissance zu sehen. Darüber hinaus gibt es eine große zeitgenössische Abteilung, mit wechselnden Ausstellungen und Installationen.
In der Toskana werden Gefäße, Ziegel und Küchenzubehör aus Terrakotta hergestellt. Dieses formbare, elastische und widerstandfähige Material geht aus der Verarbeitung von Ton mit besonderen Techniken hervor und wird bei Temperaturen von bis zu 930° C im Ofen gebrannt.
Die berühmteste Terrakotta ist die aus Impruneta, eine historischen Ortschaft im Süden von Florenz, in der es große Vorkommen des Rohmaterials gibt und schon seit langer Zeit Gegenstände aus "Cotto" geschaffen werden, darunter Bauelemente für die Villen des toskanischen Adels und die Ziegel für den Dom von Florenz.
Beim Besuch einer der zahlreichen Terrakotta-Werkstätten haben Sie Gelegenheit, den Handwerkern bei der Arbeit zuzusehen und schöne Stücke auszuwählen, darunter Fliesen, Blumenkübel und Statuen. Schülern werden Workshops geboten, um sich sich in dieser Kunst zu versuchen.
Carrara ist eng mit dem strahlend weißen, kostbaren Marmor verbunden, der aus den Steinbrüchen der Apuanischen Alpen stammt und seit Jahrhunderten zu Skulpturen und Monumenten von unvergleichlicher Schönheit verarbeitet wird. Man denke nur an Michelangelos David oder den Dom von Carrara. Der Carrara-Marmor fand wegen seiner Schönheit häufig Verwendung in Bauwerken (für Fußböden, Säulen und Treppen), während heute aus ihm auch Gebrauchsgegenstände und Einrichtungselemente wie Lampen, Blumenkästen und Küchenutensilien gefertigt werden.
Im Museo civico del Marmo wird die Kultur und Verarbeitung des Marmors sowohl mit einer ständigen Sammlung wie mit wechselnden Ausstellungen und Tagungen dokumentiert.
Von besonderem wirtschaftliche Stellenwert ist in Arezzo die Goldschmiedekunst, in der die Stadt eine weltweit führende Rolle spielt. Die Werkstätten sind auf Einzelstücke spezialisiert, die kunstvoll hergestellt werden. Im Zentrum kann man in den Werkstätten der Arbeit der Goldschmiede zuschauen. Sie können sogar Kurse belegen, in denen Sie die einzelnen Arbeitsschritte lernen.
OroArezzo - die internationale Fachmesse für Gold- und Silberschmiede und Juweliere - hat eine lange Tradition in der Stadt. Sie versammelt die besten Handwerker und Fachleute aus ganz Italien, die auf die Verarbeitung von Edelmetallen und Edelsteinen spezialisiert sind.
Die Kunst der Parfumherstellung in Florenz geht auf die höfischen Gepflogenheiten der Renaissance zurück. Aber es ist vor allem Caterina de' Medici und Renato Bianco zu verdanken, dass Florenz zur Parfumhauptstadt wurde. René le Florentin - wie die Franzosen ihn nannten - war der Parfumeur des Vertrauens von Caterina, für die er wundervolle duftende Granatäpfel und kunstvolle goldene Anhänger schuf, die feste Parfums enthielten und um den Hals oder am Gürtel getragen oder als Raumduftspender verwendet werden konnten. Seine genialen Ideen wurden bald von den Franzosen übernommen.
Noch heute findet man im Zentrum von Florenz Parfumeure, die hochwertige Parfums herstellen. Einige von ihnen bieten auch individuelle Duftkreationen an.