Die Toskana ist ein privilegierter Ort für die Vogelbeobachtung, denn sie kann nicht nur auf einheimische Arten zählen (keine Zugvögel), sondern ist auch ein wichtiges Überwinterungs- und Zwischenstoppgebiet entlang der Zugrouten.
Von den Feuchtgebieten an der Küste bis zum Gipfel des Monte Amiata nehmen wir Sie mit dem Fernglas in der Hand mit, um ideal für die Vogelbeobachtung geeignete Schutzgebiete zu entdecken.
Der Massaciuccoli See mit seiner gut 120jährigen Tradition der Vogelbeobachtung ist ein Ort von großem ornithologischen Interesse. Etwa 300 verschiedene Vogelarten wurden hier bereits verzeichnet. Das Gebiet ist als Naturreservat geschützt zu den verschiedenen Jahreszeiten Rastplatz für zahlreiche Zugvögel.
Zu Beginn der Wintersaison etwa folgen Haubentaucher und Kormoran ihrem Jagdinstinkt und fischen nach Schleien und Meeräschen. Grau-, Seiden-, Elster- und Kuhreiher sowie die Sumpfschnepfe wiederum staksen im Schilf des Flachwassers herum. Der Winter hingegen ist die Zeit der Uferschnepfen und Knäkenten.
Die Ankunft des Frühlings bedeutet auch die Ankunft der Richtung Norden ziehenden Enten. Zu ihnen gesellen sich Stelzvögel und Rohrdommeln, eine sehr seltene Reiherart, die am Massaciuccoli-See die größte Popolation Italiens aufweist. Nicht zu vergessen das langsame Eintrudeln des Stelzenläufers und die wagemutigen Tauchmanöver des Fischadlers in Vorbereitung auf eine lange Herbstwanderung.
Wenn wir dagegen ins Landesinnere fahren, finden wir das Sumpfgebiet von Fucecchio, das nach der Anzahl der Wasservögel, die dort überwintern, wichtigste Gebiet der Toskana. Über 200 Vogelarten, von Reihern über Kraniche bis hin zu Schwarzstörchen, können hier das ganze Jahr über beobachtet werden.
Von Fucecchio aus fahren wir in Richtung der Amiata-Berge. In diesem Gebiet hat der alte Vulkan Wälder und Felder entstehen lassen, an denen normalerweise zahlreiche Raubvögel wie der Merlin, der Rotffalke und sogar der Rotmilan beobachtet werden können.
Apropos Raubvögel: Wer den äußerst seltenen Lannerfalken beobachten möchte, sollte sich in die Gegend von Roccalbegna begeben, in die Oase Capra Matilda und den Bosco dei Rocconi genannten Wald, wo der Raubvogel zwischen uralten Bäumen und Schluchten nistet.
Die Maremma hat auch verschiedene Feuchtgebiete. Eine der wichtigsten Vogelzugrouten führt über die Lagune von Orbetello, wo man Goldregenpfeifer, Blässgänse, Braunsichler und vor allem Kraniche und Flamingos beobachten und ablichten kann. In der Nähe von Castiglione della Pescaia gibt es wiederum einen alten See – schon bei den Etruskern bekannt und heute ein Sumpfgebiet namens Diaccia Botrona –, an dem sich Wildgänse, Kraniche, Kornweihen, Bachstelzen und Heringsmöwen tummeln.
Das Reservat des Lago di Burano bei Capalbio wiederum wird von Stock-, Krick- und Pfeifenten sowie Blässhühnern, Silberreihern und Falken aufgesucht.
Schließlich kann man nicht von Vogelbeobachtung sprechen ohne die Inseln des toskanischen Archipels zu erwähnen, die für die Zugvögel eine Art Brücke über das Meer entlang ihrer Route gen Süden sind. Denn sie rasten auf den Inseln, vermeiden dadurch lange Strecken über das offene Meer und nutzen zugleich die Aufwinde des Festlandes.
Alle Inseln sind wichtige Rastplätze. Auf der Insel Elba organisiert das Centro Ornitologico Toscano (Vogelzentrum) jedes Jahr auf dem Gipfel des Monte Serra die Beobachtung der Migration der Raubvögel. Auf Capraia ist der Stagnone, eine saisonale Wasserstelle, obligatorisches Etappenziel für viele Zugvögel, etwa Bachstelze und Stelzenläufer, genau wie Giannutri, wo eine Vielzahl an Silbermöwen nistet.