Es gibt immer ein erstes Mal - oder fast immer - und das gilt wohl auch für eine Reise nach Florenz. Bei Ihrem ersten Besuch werden Sie sicher einiges vorhaben, denn die Stadt hat sehr viel zu bieten. Dieser Artikel soll Ihnen als kleiner Leitfaden für die Entdeckung von Florenz dienen, mit seinen Plätzen, Monumenten, Museen und traditionellen Köstlichkeiten.
Der Besuch beginnt am berühmtesten Platz von Florenz. Wenn Sie den Domplatz das erste Mal betreten, werden Sie überwältigt sein, egal von welcher Seite Sie kommen: Die von Brunelleschi geschaffene majestätitische Kuppel wird Sie mit ehrfürchtiger Bewunderung erfüllen. Im Jahr ihrer Vollendung, 1436, war sie die größte der Welt, und noch heute, fast 600 Jahre später, ist sie die größte je aus Ziegeln erbaute Kuppel.
Aber der Dom mit seiner Kuppel ist nicht die einzige Attraktion an diesem wundervollen Platz, gegenüber der Fassade sehen Sie das Baptisterium San Giovanni, ein architektonisches Juwel, in dem einst Ritter und Dichter geehrt wurden. Sein Ursprung ist geheimnisumwoben: Lange dachte man, es sei über den Resten eines dem Gott Mars geweihten Tempel erbaut worden, bis im 19. Jahrhundert bei Grabungen einige Fundstücke ans Licht kamen, die diese Theorie widerlegten.
Am Domplatz ragt darüber hinaus Giottos Kampanile auf. Der fast 85 Meter hohe und 15 Meter breite Turm ist das lebendige Zeugnis der gotischen Architektur des 14. Jahrhunderts in Florenz. Von Nahem betrachtet, verzaubert er mit seinem weißen, roten und grünen Marmorschmuck. Wie aus dem Namen ersichtlich wird, begann Giotto 1334 mit dem Bau. Nach seinem Tod im Jahr 1337 wurden die Arbeiten unter Leitung von Andrea Pisano fortgeführt.
Das Baptisterium, der Kampanile und die Kuppel können besichtigt werden, für den Besuch letztgenannter ist allerdings eine Reservierung nötig, die automatisch beim Kauf der Eintrittskarte erfolgt.
Dieser Platz war im Laufe der Geschichte das politische Herz von Florenz - und ist es noch heute. Wenn man die Piazza della Signoria das erste Mal betritt, fällt Ihre L-Form ins Auge: Sie geht auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückgeht, als die guelfische Partei die Kontrolle über die Stadt wiedererlangte und 36 Behausungen ihrer ghibellinischen Widersacher schleifen ließ, wodurch der Platz seine heutige Form erhielt.
An der Piazza della Signoria kann man unter anderem den Palazzo Vecchio, die Loggia dei Lanzi und den Neptunbrunnen bewundern. Wenden wir uns zunächst dem Palazzo Vecchio zu: Er ist seit Jahrhunderten der Sitz der Stadtregierung. Von 1865 bis 1871 beherbergte er sogar das Parlament des jungen italienischen Königreichs. Im Laufe der Zeit trug er wechselnde Namen, unter anderem Palazzo dei Priori, Palazzo della Signoria und Palazzo Ducale, bis er schließlich im Jahr 1565, als der Hof unter Großherzog Cosimo I. in die neue Residenz Palazzo Pitti umzog, Palazzo Vecchio genannt wurde. Zahlreiche Künstler schmückten die Innenräume im Laufe der Zeit mit ihren Werken, darunter Agnolo Bronzino, Ghirlandaio, Giorgio Vasari, Michelangelo Buonarroti, Donatello und Verrocchio. Nachdem er immer wieder umgebaut wurde, ist der Palazzo Vecchio heute Sitz der Gemeinde Florenz.
Neben dem Palazzo erhebt sich die Loggia dei Lanzi, eine Galerie unter freiem Himmel, in der eine Reihe von Meisterwerken zu sehen sind, darunter der Perseus von Benvenuto Cellini und der Raub der Sabinerin von Giambologna.
Ein weiteres Monument von besonderem Zauber ist der von Bartolomeo Ammannati geschaffene Neptunbrunnen, der 1565 anlässlich der Hochzeit von Francesco I. de' Medici mit Großherzogin Johanna von Österreich eingeweiht wurde. Im Inneren des Palazzo Vecchio ist noch ein Schild von 1720 mit den Regeln für die Nutzung des Brunnens zu sehen: Es war verboten, "Dreck gleich welcher Art zu machen, Tintenfässer, Tücher oder andere Dinge im Brunnen zu waschen sowie Holz oder anderen Unrat in ihn zu werfen". Andere Zeiten, andere Sitten.
Nicht weit von der Piazza della Signoria lohnt ein weiteres Wahrzeichen der Stadt einen Besuch, der Ponte Vecchio, die älteste Brücke über den Arno. Der erste Übergang dürfte in der Römerzeit entstanden sein, während er 1345 von Taddeo Gaddi oder Neri di Fioravante erneuert wurde. Seit 1593 befinden sich auf der Brücke die Läden der Goldschmiede und Schmuckhändler und heute ist der Ponte Vecchio ein beliebtes Shopping-Ziel.
Wenn es einen Ort gibt, von dem aus man Florenz in seiner ganzen Pracht bewundern kann, dann ist es der Piazzale Michelangelo auf einem Hügel im Süden des historischen Zentrums, von dem Sie einen unvergleichlichen Blick über die Stadt genießen. Wenn Sie den Platz erreichen, wird Ihnen die Bronzekopie von Michelangelos berühmtem David ins Auge fallen. Der Piazzale Michelangelo wurde in seiner heutigen Form 1869 vom Architekten Giovanni Poggi als Hommage an den großen Renaissance-Künstler angelegt und sollte eine Reihe von Bronzekopien seiner Werke aufnehmen. Das Projekt sah auch eine Loggia vor, die als Museum für die Werke Michelangelos gedacht war, das jedoch nie verwirklicht wurde. Stattdessen beherbergt sie heute ein Restaurant. Man erreicht den Piazzale gut mit dem Bus oder nach einem schönen Spaziergang.
Neben der Piazza della Signoria befindet sich das wichtigste Museum von Florenz, das in der ganzen Welt berühmt ist: die Uffizien. Es ist in dem Gebäude untergebracht, das Giorgio Vasari 1560 im Auftrag von Cosimo I. de’ Medici erbaut hat. Bei einem Besuch kann man Sammlungen bewundern, die von den Meisterwerken des Trecento und der Renaissance in Italien bis zu den größten deutschen, flämischen, holländischen und französischen Künstlern reichen. In den Uffizien sind unter anderem Werke von Giotto, Simone Martini, Piero della Francesca, Beato Angelico, Filippo Lippi, Botticelli, Mantegna, Correggio, Leonardo, Raffaello, Michelangelo und Caravaggio ausgestellt. Eine Konzentration großer Kunst, die auf der Welt ihresgleichen sucht.
Eine weitere Attraktion, die Sie bei Ihrem ersten Besuch in Florenz sehen sollten, sind die Medici-Kapellen. Ursprünglich als Hommage an die Familie Medici gedacht, wurden später einige Abschnitte - wie die Krypta - zur Grabstätte der Familienmitglieder, bis das Geschlecht 1737 erlosch. Das Museum der Medici-Kapellen setzt sich aus der Sagrestia Nuova, die Michelangelo ausschmückte, der Cappella dei Principi und der Krypta zusammen, in der die Medici-Großherzöge und ihre Familien bestattet sind. Darüber hinaus kann man die Krypta der Lothringer-Fürsten und das Grabmal von Cosimo il Vecchio besichtigen.
Ein weiteres Museum, das auf dem großartigen künstlerischen Erbe der Medici beruht, ist der Bargello, der eine der größten und bedeutendsten Sammlungen von Renaissance-Skulpturen der Welt beherbergt, mit Meisterwerken von Künstlern wie Michelangelo, Donatello, Ghiberti, Cellini und Giambologna.
Ein Besuch in Florenz bedeutet auch, in die kulinarische Kultur einzutauchen und die traditionellen Treffpunkte zu entdecken, die Teil der Stadtgeschichte sind. Liebhaber von Streetfood sollten sich zum Mercato Centrale im Viertel San Lorenzo begeben, in dem man vielfältige florentinische Spezialitäten kosten kann, von typischen Gerichten wie Lampredotto und Stracotto bis zu traditionellen Wurstwaren; aber es gibt auch Frittiertes und Trüffel und überdies eine Weinhandlung, in der man ein Glas Wein trinken oder eine Flasche für zu Hause kaufen kann.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Lokalen, die eine wichtige Rolle in der Geschichte der Stadt und einer Reihe von kulturellen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts gespielt haben, die auch in Florenz von Bedeutung waren. Eines ist das 1897 eröffnete Caffè Giubbe Rosse, in dem sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Künstler und Literaten trafen, insbesondere die Futuristen. Ein weiteres ist ein Café, das ab 1904 Caffè Concerto Paszkowski hieß, als es in den Besitz der polnischen Familie Paszkowski kam; an seinen Tischen saßen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts Künstler und Dichter, die bedeutende Zeitschriften wie La Voce, Lacerba und Il Selvaggio herausgaben.
Die letzte Station ist den Eis-Liebhabern gewidmet, die es auf keinen Fall versäumen sollten, die 1929 von Serafino Vivoli gegründete Gelateria Vivoli aufzusuchen. Dort wird fast hundert Jahre nach der Gründung die Tradition der Eisherstellung fortgeführt, zu der sich mittlerweile auch die Konditorkunst mit ebenso köstlichen Produkten gesellt hat.
Wenn man Florenz das erste Mal besucht, ist es, als schlage man ein fesselndes Buch auf. Heute haben wir Sie in das erste Kapitel eingeführt, mit den wichtigsten Figuren und Schauplätzen. Aber es gibt noch viele weitere Kapitel: Die Reise setzt sich mit den typischsten Märkten der Stadt und dem alternativen Florenz fort.