Es war knackige 3 Grad Celsius kalt, als wir aufbrachen, um einen Bauernhof im Mugello-Gebiet zu besuchen, der die älteste domestizierte Rinderrasse der Welt züchtet. Wir hasteten alle aus dem Kleinbus und durch die Eingangstür des Hofes und hofften, dass es drinnen ein wärmendes Feuer gäbe… es gab eines. Als wir dort standen und langsam auftauten, wurde gefragt: »Wer möchte uns helfen die Kälber zu füttern?« Meine Hand schoss augenblicklich in die Höhe, denn ich hatte sogleich vergessen, welche Kälte mich draußen erwartete. Die Chance, Babykühe zu füttern – ich bin dabei! Draußen trafen wir die neuesten Sprösslinge der Familie: Otto und Elia. Und so hatte ich das Vergnügen, der drei Tage alten Elia bei ihrem Frühstück zu helfen.
Elia ist eine sogenannte Chianina und gehört somit zu einer sehr alten Rinderrasse. Tatsächlich sind viele der Meinung, dass es sich um die älteste Rinderrasse der Welt handelt, und allein in dieser Gegend wird sie seit 2200 Jahren gezüchtet. Auf einigen berühmten Bildhauerarbeiten aus dem alten Rom ist sie ebenfalls bereits abgebildet. Ihr Fleisch gilt heute als das beste Rindfleisch der Toskana und wird als schmackhaft und gut durchwachsen gelobt.
Der Hof Le Querce in Borgo San Lorenzo kümmert sich ausschließlich um die Zucht der Rasse und stellt sicher, dass die Tiere ihrem Ruf, sie seien höchste Qualität, gerecht werden. Diese Rinderrasse hat das Siegel IGP, ist also von geschützter geographischer Herkunft, und die Bauern müssen strenge Regeln beachten, damit die Tiere den Ansprüchen des Ministerium für Land- und Forstwirtschaft genügen. Dazu gehört etwa das Markieren und Nummerieren der Tiere bei Geburt, wodurch sie ihr Leben lang genau zu identifizieren sind. Anhand dieser Nummer kann man herausfinden, wer die Elterntiere waren, wo das Rind aufgewachsen ist und womit es gefüttert wurde uvm.
Es war wirklich schön diesen Familienbetrieb zu besuchen und einen Vormittag im Leben der Landwirte der Region zu erleben, die ihre Chianina-Rinder mit großem Engagement aufziehen.
Nicht weit entfernt davon kann man auf der Toscana Ranch in Scarperia eine Bauernhof-Erfahrung der anderen Art machen. Hier geht es nicht um Rinder, sondern um Pferde und man kann bei einem Reitausflug erfahren, wie es ist, auf dem Rücken dieser Tiere durch die überwältigende Landschaft der Toskana zu reiten. Da es ein kühler, nebliger Morgen war, ergaben sich ein paar wirklich schöne Szenerien, als wir nicht weit vom Hof gemütlich durch die Felder ritten.
Wir waren alle Reitanfänger und glücklich, dass diese Tatsache überhaupt kein Problem darstellte. Nach einer kurzen Einführung durch die Hofbesitzerin Sara bekam jeder von uns ein Pferd, das für die nächsten 30-45 Minuten unser Begleiter sein sollte (längere Ausritte sind ebenfalls möglich). Die Tiere waren alle gelassen und brav und es war eine Erfahrung, die man unabhängig vom Alter und von persönlichen Fähigkeiten in jedem Fall genießen kann. Schwierigkeiten traten nur dann auf, wenn das Pferd ein Büschel leckeres Gras entdeckte, das es unbedingt naschen wollte – ein hungriges Pferd hält offensichtlich an, wo es ihm passt. Aber eine kleine Bewegung mit den Zügeln sowie ein halbwegs strenges »Nein« und es ging wieder weiter.
Das Mugello-Gebiet ist ein großartiges Ziel für Pferdeliebhaber und, da es nur 30 Minuten von Florenz entfernt ist, auch gut für einen Tagesausflug geeignet. Es bietet aber auch zahllose Unterkunftsmöglichkeiten, sodass man etwas mehr unternehmen oder für ein paar Tage in das Leben auf einem Bauernhof eintauchen kann.