Auf ihren 380 Kilometern schlängelt sich die Via Francigena in der Toskana durch eine enorme Landschaftsvielfalt und geschichtsträchtige Orte, die von üppiger Natur bis hin zu Gebieten reichen, in denen der Mensch die Landschaft geprägt hat. Auf einer oder mehreren Etappen dieses alten Pilgerweges stößt man auf wunderschöne Gärten, unberührte Gebiete und Gegenden, die so kostbar sind, dass sie unter Naturschutz stehen.
Der Hauch des Neuen, den die Renaissance mit sich brachte, schlug sich auch beim Anlegen von Parks und Gärten nieder: Von der Versilia bis zum Val d'Orcia wurden vom Grün geprägte städtische Räume geschaffen, in denen eine blühende und freundliche Natur die Hauptrolle spielt.
Ein wunderbares Beispiel dafür sind die Gärten des Palazzo Pfanner in Lucca, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach den Ideen von Filippo Juvarra angelegt wurden: Pflanzen, Hecken, Blumen, Bäume und sogar ein Bambushain prägen diesen Barockgarten im italienischen Stil. Die Wege, die ihn durchqueren, laufen auf den zentralen Brunnen zu, ein dekoratives Element, das die ganze Lebendigkeit des Gartens hervorhebt und von dem aus man den Glockenturm der Basilika San Frediano bewundern kann.
Nüchtern und elegant sind die Horti Leonini, ein Winkel der Stadt in San Quirico d'Orcia, der im späten 16. Jahrhundert von Diomede Leoni geschaffen wurde. Die niedrigen geometrischen Hecken vermitteln das für italienische Renaissancegärten typische Gefühl von Ausgewogenheit, während die höher gelegenen Terrassen vom Laub jahrhundertealter Steineichen beschattet werden. Während der schönen Jahreszeit liegt der Duft der Blumen aus dem angrenzenden Rosengarten in der Luft.
In Radicofani ist der Wald Bosco Isabella kein typischer Garten, sondern die Natur wächst als absolute Herrscherin des Ortes überwiegend frei. Doch in Wirklichkeit hat alles seine eigene Ordnung: Bosco Isabella entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Leidenschaft von Odoardo Luchini und ist ein romantisch-esoterischer Garten, in dem jeder Eingriff (Wege, Trockenmauern und ebene Brücken) so gestaltet wurde, dass er mit der umgebenden Vegetation harmoniert. Bäume, Pflanzen und Steine sind in Dreiergruppen angeordnet, ein symbolischer Bezug, der in der Pyramide mit dreieckigem Grundriss am besten zum Ausdruck kommt, die in der Mitte des Gartens aufragt.
Exotische und jahrhundertealte Pflanzen zieren den botanischen Garten ebenso wie einheimische Arten und Gewürzkräuter.
Der botanische Garten von Lucca befindet sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf Geheiß von Maria Luisa von Spanien mitten in der Altstadt. Hier können Bäume und Arten aus aller Welt bewundert werden: Libanon-Zeder, Ginkgo Biloba und Schwarzkiefer sind hier in all ihrer Pracht zu sehen. In der Mitte des Geländes erstreckt sich in der Stille ein von Seerosen bedeckter Teich.
In der Altstadt von Siena dagegen befindet sich ein botanischer Garten, dessen Ursprünge auf das späte 16. Jahrhundert zurückgehen: Damals war es ein an das Krankenhaus Santa Maria della Scala angeschlossener Bereich, der für den Anbau von Heilpflanzen genutzt wurde. Das terrassenförmig angelegte Gelände beherbergt mehr als 2.000 Pflanzenarten, einen Steingarten und das Tepidarium, das Reich der Exoten. Das Herbarium, das später eingerichtet wurde, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Von Norden nach Süden durchzieht oder berührt die Via Francigena in der Toskana Gebiete von großem historischen und naturkundlichen Interesse, die heute geschützt und bewahrt werden und in denen die Vegetation ungehindert gedeihen darf.
Im ersten Teil der Strecke führt die alte Straße über die Wege des Regionalparks der Apuanischen Alpen, wo dichte Wälder die Berge bedecken so weit das Auge reicht, bis sie die Riviera der Versilia erreicht, wo sie auf das Naturschutzgebiet des Sibolla-Sees trifft. Letzteres liegt im Gebiet von Altopascio und ist ein kleines Feuchtgebiet, in dem Zugvögel eine saisonale Heimat haben, und der sumpfige See zeugt davon, wie das Gebiet vor vielen Jahrhunderten ausgesehen haben muss.
In den Hügeln des Val d‘Elsa, nicht weit von San Gimignano entfernt, liegt dagegen das Naturschutzgebiet Castelvecchio mit seiner üppigen und abwechslungsreichen Vegetation, in der Eichen, Buchen und Eiben gedeihen und die Ruinen einer alten mittelalterlichen Festung unverrückbar aufragen.