In den letzten Jahren wurden in der Toskana eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, die der sozialen Inklusion dienen und allen Menschen den Zugang zu Museen und Kunstwerkenermöglichen sollen.
Dazu gehören das Projekt „Museo per tutti (Museum für alle)“ und das Projekt WELCOME (We Encourage Living Collective Open Museums Experiences), die durch besondere Erlebnisse und Besuche ein breites Publikum ansprechen.
Sehen wir uns gemeinsam an, welche Museen sich an diesen beiden Initiativen beteiligen.
„Museum für alle - Verständlich für Menschen mit geistigen Behinderungen“ garantiert das Recht auf Kultur für Menschen mit geistigen Behinderungen und macht Museen, Orte von kulturhistorischem und naturkundlichen Interesse, anhand spezifischer Programme und Instrumente zugänglich, die das Bildungsangebot bereichern und eine Kultur der Inklusion fördern.
Das Hilfsmittel für diese Art von Besuch ist ein verständlicher Führer, der den Besuch eigenständig oder zusammen mit dem Museumspersonal, einzeln oder in kleinen Gruppen ermöglicht.
Museumsstrecke und Führer sind leicht verständlich und sowohl für Kinder als auch für Erwachsene mit geistigen Behinderungen geeignet.
Drei Museen in der Toskana nehmen an diesem Projekt teil.
Eines der ersten Museen, das aufgenommen wurde, war das Museo degli Innocenti in Florenz, das sich in dem von Filippo Brunelleschi im Jahr 1400 entworfenen Komplex befindet: Das Istituto degli Innocenti war die erste Einrichtung der Welt, die sich ausschließlich der Kinderbetreuung widmete und als Krankenhaus für die Aufnahme verlassener Kinder entstand. Heute ist es in drei Rundgänge unterteilt, die jeweils der Geschichte, der Architektur und der Kunst gewidmet sind und die die überaus interessante Geschichte des Instituts und sein komplexes künstlerisches und monumentales Erbe bewahren.
Das Museo degli Innocenti stellt seinen Besuchern einen verständlichen Führer zur Verfügung, um den Besuch zu erleichtern.
Für weitere Informationen besuchen Sie die offizielle Website.
In Castelfiorentino sind im Museum Benozzo Gozzoli die Fresken und Sinopien zweier großer Tabernakel ausgestellt, die der gleichnamige Künstler Ende des 15. Jahrhunderts in der Ortschaft bemalte: den Tabernakel der Madonna della Tosse von 1484 und den Tabernakel „della Visitazione“ von 1491.
Das Museum ist recht klein: Der Raum konzentriert sich auf einen großen Saal, in dem es keine Ablenkungen und Wahrnehmungsstörungen durch Hintergrundgeräusche oder Überfüllung gibt.
Das Museum stellt den Besuchern einen verständlichen Führer zur Verfügung, um den Besuch zu erleichtern. Weitere Informationen über alle anderen leicht verständlichen Strecken finden Sie auf der offiziellen Website.
Das dritte Museum befindet sich in San Gimignano: Torre e Casa Campatelli ist ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das einen der berühmten mittelalterlichen Türme der Ortschaft umschließt. Der ursprüngliche Kern aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, der genau aus dem 28 Meter hohen Turmhaus nach pisanischem Vorbild besteht, ist noch erhalten.
Der Turm bietet die Gelegenheit, sowohl das Gebiet - dank eines Einführungsfilms - als auch die erlesene Residenz dieser florentinischen Unternehmer- und Gutsbesitzerfamilie kennen zu lernen.
Ein Besuch in der Casa Campatelli ist aufgrund ihrer Lage ein besonderes Erlebnis: Die Räumlichkeiten sind auf mehrere Etagen verteilt und mit den Originalmöbeln aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Der leicht verständliche Führer erleichtert das Erkennen der Unterschiede zwischen einem modernen und einem alten Haus. Für weitere Informationen besuchen Sie die offizielle Website.
Das Projekt WELCOME (We Encourage Living Collective Open Museums Experiences) sieht Museen als Orte, an denen ein breites Publikum anhand von Erlebnissen, Besuchen und Workshops willkommen geheißen wird und verfolgt das Ziel, einen inklusiven Raum für alle zu schaffen.
Dank kostenloser Führungen, Workshops und speziellen Strecken sind die Museen des Netzwerks mit Programmen, Materialien und Hilfsmitteln ausgestattet, um Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, motorischen und sensorischen Behinderungen, älteren Menschen und Alzheimer-Patienten das Verständnis und die Nutzung zu erleichtern.
Alle Aktivitäten sind nur nach vorheriger Anmeldung möglich, die direkt bei den Museen erfolgen muss.
Die Casa Buonarroti befindet sich in Florenz und ist das Michelangelo gewidmete Museumshaus: ein Ort, an dem das Genie des großen Künstlers gefeiert wird und die reichen Kunstsammlungen der Familie ausgestellt sind.
Zu sehen sind auch zwei berühmte Marmorreliefs, Meisterwerke aus Michelangelos frühester Jugend: die Madonna an der Treppe und die Schlacht der Zentauren.
Die Führungen bieten Shuttle-Service, taktile Strecken und eine virtuelle Tour über Touchscreen-Geräte.
Das Sistema Museale d'Ateneo di Firenze bietet als Museumssystem eine wunderbare Reise durch Wissenschaft, Natur und Kunst anhand von Sammlungen von außerordentlichem Wert, die an den verschiedenen Orten und in den Museen des Systems bewundert werden können: das Naturhistorische Museum, Villa Galileo (Wohnsitz des großen Wissenschaftlers) und die Villa La Quiete (Residenz der Kurfürstin Anna Maria Luisa de' Medici).
Es gibt taktile Strecken mit Blindenschrift und 3D-Drucken, mehrsprachige Broschüren, Workshops für ältere Menschen und Alzheimer-Patienten sowie ein elektrisches Miniauto für den Besuch des Botanischen Gartens.
Das Florentiner Institut für Vorgeschichte ist in Florenz in einem ehemaligen Oblatenkloster eingerichtet.
Das Museum bewahrt Fundstücke vom Paläolithikum bis zum Metallzeitalter aus Ausgrabungen und Forschungen in Italien, Europa und Afrika. Es handelt sich um ein Forschungszentrum für prähistorische Archäologie, ein Dienstleistungszentrum zur Wissensvermittlung und für die Ausbildung in Archäologie mit Hilfe von für alle verständlichen Ausdrucksformen.
Das Museum verfügt über Apps in italienischer Sprache, Texte im Saal in fünf Sprachen, taktile Stationen mit Brailleschrift und 3D-Drucken, Videos in LIS (italienische Gebärdensprache), taktile Führungen und Workshop-Aktivitäten für Menschen mit verschiedenen kognitiven Beeinträchtigungen sowie für Menschen mit Alzheimer und Autismus.
Das Museo Fondazione Scienza e Tecnica befindet sich im Zentrum von Florenz und beherbergt Tausende von Fundstücken und eine Ausstellungsstrecke, die die Entwicklung der wissenschaftlichen und pädagogischen Instrumente des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Darüber hinaus ermöglicht das digitale Planetarium einen spannenden Besuch im Weltraum.
Das Museum heißt Gruppen mit verschiedenen motorischen oder kognitiven Behinderungen willkommen.
Das Museo Galileo in Florenz bewahrt eine der bedeutendsten Sammlungen wissenschaftlicher Instrumente und Versuchsapparate der Welt.
Denn die Ausstellung zeigt mehr als tausend Instrumente von großer wissenschaftlicher Bedeutung, doch auch von ungeahnter Schönheit, und stellt die außergewöhnliche Persönlichkeit Galileos in den Mittelpunkt.
Es gibt eine App auf Italienisch und Englisch, Texte im Saal in 9 Sprachen, eine taktile Strecke mit Braille-Beschriftung und für Sehbehinderte einen Braille-Führer auf Italienisch und Englisch sowie Führungen für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen.
Das Horne-Museum in Florenz ist ein Museumshaus, in dem außergewöhnliche Meisterwerke der Kunst, von Giotto bis Giambologna, zusammen mit seltenen Zeugnissen des antiken Alltagslebens ausgestellt sind, um die Atmosphäre und das Aussehen einer Renaissance-Residenz zu vermitteln.
Die von dem englischen Gelehrten Herbert Percy Horne zusammengetragene Sammlung ist in einem Gebäude aus dem späten 15. Jahrhundert untergebracht, das der Familie Corsi gehörte.
Das Museum bietet Führungen und kreative Workshops mit LIS-Dolmetschern (italienische Gebärdensprache) an.