Die großartige Natur des Monte Amiata und die traditionellen Tätigkeiten in seinen Wäldern und Bergwerken haben im Laufe der Jahrhunderte viele Legenden und Traditionen hervorgebracht, darunter volkstümliche Gesänge wie den bei genannten Gesang von Castel Piano und den Gesang der Bergleute von Santa Fiora.
Wer diese wunderschönen Ortschaften besucht, sollte die Wälder und Bergwerke des Gebiets erkunden, in denen noch heute die Stimmen und Geschichten der Bewohner erklingen.
Castel del Piano ist eine lebhafte kleine Ortschaft inmitten von dichten Wäldern, in denen vor allem in der Vergangenheit viele Holzfäller tätig waren: Wenn sie über die stillen Wege des Monte Amiata zu den Gasthäusern von Castel del Piano gingen, stimmten sie gewöhnlich volkstümliche Gesänge wie Stornello, Rispetto und Strambotto an, mit dem typischen, bei genannten A-Cappella-Gesang, der sich aus Bass- und Falsettstimmen sowie weiteren Stimmen, die Musikinstrumente nachahmen, zusammensetzt.
Die Lieder aus dem 19. und 20. Jahrhundert erzählen auf ironische und frivole Weise Geschichten aus den Dörfern und machen sich über die Honoratioren wie Pfarrer, Apotheker und Gutsherren lustig: Sie sprechen von der Liebe, der Ehe, dem alltäglichen Leben, während nach der Rückkehr der Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg neue Liedertypen wie La pinottula und La Giulia dazukommen.
Um diese Tradition zu bewahren, hat Ambrogio Ginanneschi 1952 den Coro dei Cardellini del Fontanino gegründet, der sich aus einem knappen Dutzend Mitgliedern zusammensetzt, die sich nach Art der Holzfäller in braunen Stoff kleiden und sich die traditionellen Lieder angeeignet haben. Noch heute treten sie regelmäßig bei Volksfesten auf.
Die Geschichte von Santa Fiora, das heute zu den schönsten Ortschaften Italiens gehört, ist von der Arbeit in den Bergwerken geprägt, in denen Zinnober abgebaut und Quecksilber produziert wurde: Die harten Arbeitsbedingungen der Bergleute führten zu Protesten, in denen sie ihre Rechte einforderten.
Es ist faszinierend, die dunklen Stollen und Gänge zu besuchen, aber auch den Stimmen der Bergleute zu lauschen, die in ihren Gesängen erklingen. Dem Coro dei Minatori di Santa Fiora ist es zu verdanken, dass diese Gesänge, die ein wichtiger Teil der Traditionen von Santa Fiora sind und vom Leben und Leiden der Bergarbeiter erzählen, weiterhin lebendig sind: Der Chor wurde 2006 auf Anregung der kulturellen Vereinigung "Consultacultura" gegründet und hat das Ziel, das umfangreiche Repertoire der volkstümlichen Musik von Santa Fiora und der Bergarbeiterdörfer am Monte Amiata zu sammeln und zu bewahren.
Die Bergwerke sind heute stillgelegt, haben sich aber zu einer wichtigen Touristenattraktion entwickelt und legen aber Zeugnis über die Arbeit in den Minen ab. In Santa Fiora kann man das Museo delle Miniere di Mercurio del Monte Amiata besuchen, zu dessen Exponaten auch die Arbeitsgeräte der Bergleute gehören.
Santa Fiora und Castel del Piano sind Orte mit einer lebendigen Musiktradition und reicher Geschichte: Sie laden ein, die Buchenwälder des Monte Amiata begleitet von den ironischen Versen der traditionellen Gesänge zu erkunden.