Die Toskana ist die Heimat von Traditionen und alten Riten, der Folklore und der Rückbesinnung auf die Vergangenheit: Auch an den Tagen vor Ostern gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die die Ortschaften und Städte beleben.
Hier einige der am sehnlichsten erwarteten Veranstaltungen und eindrucksvollsten Erlebnisse während dieser Festtage.
Jeden Ostersonntag geht in Florenz, auf der Piazza Duomo dem Scoppio del Carro - eine uralte volkstümliche Tradition - der Flug der Colombina, einer Rakete, voraus, die, nachdem sie das Mittelschiff der Kathedrale überquert hat, das Feuerwerk auf dem Brindellone, d. h. dem von den Florentinern so genannten Karren, zündet.
Der Ablauf des Festes noch derselbe wie einst: Der Karren, der auf das 18. Jahrhundert zurückgeht, wird von malerischen, geschmückten Ochsen von der Porta al Prato bis zum Domvorplatz gezogen und von kostümierten Darstellern eskortiert.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Tradition des Scoppio del Carro auch auf die Ortschaften in der Nähe von Florenz ausgeweitet: In Figline Valdarno dienen die Loggien der Piazza Marsilio Ficino dem Flug der Colombina bis zum Karren als Kulissen, der in diesem Fall die Form des Palazzo Pretorio annimmt, eines mit einem zinnenbewehrten Turm verzierten Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert.
Vor dem Scoppio del Carro findet der historische Umzug statt, gefolgt von dem Auftritt der Fahnenschwinger.
Am Abend des Karfreitags inszenieren in Grassina mehr als 500 Darsteller das Leben und Leiden Christi.
Eine stimmungsvolle volkstümliche Tradition, die auf die ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts zurückgeht und zwei Momente umfasst: den historischen Umzug durch die Straßen des Dorfes - an dem die Darsteller in historischen Kostümen teilnehmen - und die Darstellung von Szenen aus dem Leben und der Passion Jesu auf dem Kalvarienberg, die von rund 100 Statisten interpretiert werden.
Soldaten und Centurionen, römische Frauen, Diebe und majestätische Pferde dienen dem wankenden und leidenden Christus während des 90-minütigen Kreuzweges als Kulisse.
Die Ankunft in der Nähe des Kalvarienbergs ist der Auftakt zur Verschmelzung der beiden Momente: Die gesamte Landschaft dient dieser Darstellung als natürliche Bühne, die im Laufe der Jahre zu einem echten Ereignis geworden ist, das auch von vielen Touristen geschätzt wird.
Die Processione delle Paniere findet am Ostermontag in Santa Maria a Monte statt: Bei dieser Veranstaltung wird die Überführung des Leichnams der seligen Diana - der Schutzpatronin der Stadt - nachgestellt und gipfelt in einer Prozession bis zur Collegiata (Stiftskirche).
Jeder Bezirk überreicht der Seligen einen Blumenkorb, der traditionell von einer Dame in Begleitung eines Ritters auf dem Kopf getragen wird.
Blumenkörbe sind auch der Ursprung eines der berühmtesten Wunder, die der Heiligen zugeschrieben werden: die Verwandlung des Brots, das Diana als Mädchen in ihrer Schürze trug, in „Rosen und Blumen“, um zu verhindern, dass ihr Vater sie bei ihrer Wohltätigkeit gegenüber den Armen entdeckte.
In Casole d'Elsa findet am Karfreitag eine Veranstaltung statt, die die historische Prozession aus den 1930er Jahren wieder aufleben lässt.
In der Vergangenheit begleitete die Parade der Symbole der Passion Christi die Statue des liegenden toten Christus mit den Wunden der Kreuzigung bis zur Kapelle von Pievalle, wo sie an die Statue der Schmerzensmutter angenähert wurde, die ebenfalls in einer Prozession getragen wurde.
So findet die Veranstaltung auch heute noch statt, wird aber durch die Kostüme und die Beteiligung der Bevölkerung bereichert, die die Prozession zu einem intimen und zugleich spektakulären Moment machen.
Eine der ältesten Prozessionen der Toskana findet in Radicofani statt: Am Abend des Gründonnerstags findet in der Kirche San Pietro eine symbolische Darstellung des letzten Abendmahls mit Figuren statt, die die Apostel Jesu darstellen. Darauf folgt die dunkle Prozession: Die Scalzi (Barfüßige) tragen, vermummt, das Kreuz, gefolgt von den Aposteln, und ziehen durch die Straßen des Dorfes.
Am Nachmittag des Karfreitags beginnt in der Kirche Sant‘Agata der dreistündige Leidensweg Jesu mit Meditationen, Liedern und Lesungen.
Nach der Messe folgt die Osterprozession, die vor dem beleuchteten Kalvarienberg endet: ein sehr beeindruckendes Schauspiel, das von Chorgesängen begleitet wird.
In Porto Santo Stefano findet am Ostersonntag in aller Herrgottsfrühe eine lange Prozession durch die Straßen des Ortes statt, die in dem alten Ritus der Segnung des Meeres ihren Höhepunkt findet: die Statue des auferstandenen Christus wird zum Hafen hin aufgestellt und dreimal in die Höhe gehoben, während die Fischer den Segen mit dem Ertönen der Sirenen der ankernden Boote beantworten.