Der Panno Casentino
Entdeckungsreise zu einem Symbol der toskanischen Handwerkskunst, das in der ganzen Welt in Mode ist
Der Panno casentino, der Wollstoff aus dem Casentino, ist ein toskanisches Handwerksprodukt mit langer Geschichte. Früher wurde er wegen seiner Robustheit vor allem von Schäfern, Holzfällern und anderen Menschen, die im Freien arbeiteten und kalten Temperaturen ausgesetzt waren, getragen. Dieser "grobe" Wollstoff zeichnete sich durch die geringe Veredelung und die ungleichmäßige Oberfläche aus und wurde einzig deswegen geschätzt, weil er sehr widerstandsfähig war.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Panno del Casentino schwerer gewebt, um Überwürfe und Decken für Pferde und Zugtiere herzustellen, und gegen Ende des Jahrhunderts begann man zudem, Männerjacken aus ihm zu schneidern.
Einige bekannte Persönlichkeiten, darunter Baron Bettino Ricasoli, Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini trugen Kleidungsstücke aus diesem Wollstoff.
Erst ab den 1930er Jahren kam der Stoff, der sich durch eine feinlockige Oberfläche und leuchtende Farben auszeichnet, darunter Verde bandiera (Grün) und Arancio becco d'oca (Orange), in Mode und wurde von Adeligen und Gutsherren getragen.
Heute gibt es den eleganten Wollstoff aus dem Casentino in einer Reihe von Nuancen, bevorzugt werden aber nach wie vor die traditionellen Farben Braun, Orange und Grün. Die Kunst der Wollweberei, die im vergangenen Jahrhundert der entscheidende Wirtschaftsfaktor des Casentino war, ist noch heute in Stia und Soci von Bedeutung.
Seite Ende 2022 scheint die Produktion des Panno Casentino nach einer schwierigen Phase wieder auf dem Weg zu neuer Jugend und Beliebtheit zu sein, mit orangefarbenen Stoffballen, die für die Herstellung eines Mantels für König Charles von England bestimmt sind, und einem Auftrag für Stoffballen in britischem Grün des Modehauses Gucci für eine Schuh- und Taschenkollektion.
Wissenswertes
An der Decke der Basilika S. Maria degli Angeli im franziskanischen Wallfahrtsort Verna ist ein Medaillon mit dem Wappen der Arte della Lana (Zunft der Wollweber) zu sehen. Der florentinischen Gilde der Wollkaufleute erteilt die Herrschaft der Medici im 15. Jahrhundert den Auftrag, die Ordensbrüder und ihr Kloster zu beschützen. Schon bald wurde in Verna, zum Teil wegen der Kälte, zum Teil wegen der engen Beziehungen zu den Experten auf diesem Gebiet, eine Wollspinnerei eröffnet, die "Wollstoffe" für die gesamte franziskanische Provinz herstellte. So verbreitete sich der Wollstoff der Franziskaner, der in den Farben "fratino", "bigio" und "topo" hergestellt wurde, schnell im ganzen Casentino.
