Der Bruscello Poliziano ist eine Theaterveranstaltung, die seit 1939 in Montepulciano stattfindet. An den Tagen um Mariä Himmelfahrt herum verwandelt sich Piazza Grande, für vier oder fünf Vorführungen, zu einem Parkett fürs Publikum und der Kirchplatz der Kathedrale wird zu einer Bühne, auf der Schauspieler und Musiker, die alle Bürger Montepulcianos sind, ihr Können darbieten. Die Texte und die Kreativität der Aufführung werden vollständig der Schauspielertruppe Compagnia dei „Bruscellanti“ anvertraut, die gemäß dem Feiertag und den Themen, die in der Stadt besonders tiefempfunden sind, die Handlung wählen, um die sich die Dramaturgie entwickeln wird. Es handelt sich oftmals um Liebesgeschichten mit Hindernissen, aber auch um Hagiografien.
Der Bruscello ist also eine Darstellung, die sich von Jahr zu Jahr ändert. Mal ist es ein episches Drama, mal eine Posse: Szenen aus dem Alltag, wahre Begebenheiten, aber auch Verweise auf die Volkstradition.
Der Name stammt von Arboscello, also „Bäumchen“ und bezog sich auf das Ästchen, das aufgestellt und in den Boden gesteckt wurde, um auf den Punkt hinzuweisen, an dem sich die Zuschauer in den Tennen versammeln sollten, da es sich hierbei um eine Wanderveranstaltung handelte, die auf dem Land umherzog. Diese Ästchen stellte oftmals das einzige Bühnenbild der Darstellung dar. Heutzutage sind es das historische Stadtzentrum und insbesondere die Kathedrale, die einem der ersehntesten Momente der Einwohner Montepulcianos als Bühnenbild dienen.